Zoe Andreae LECARE, Britta Seeger Mercedes Group AG, Kristina Tröger CeU-Präsidentin

Der Club europäischer Unternehmerinnen e. V. (CeU) unter Leitung von Initiatorin und Präsidentin Kristina Tröger lud zu einem inspirierenden Abend im Hotel Vier Jahreszeiten ein – diesmal mit einer der einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft: Britta Seeger, Personalvorständin der Mercedes-Benz Group AG, sprach eindrucksvoll über Disruption, Transformation und die Herausforderungen für die Automobilindustrie in Zeiten globaler Konkurrenz.

In ihrem pointierten Vortrag gab die Managerin, die seit über 36 Jahren im Unternehmen tätig ist, einen sehr persönlichen Einblick in ihren Werdegang – von der ersten Frau in der südkoreanischen Daimler-Geschäftsführung bis zur Leitung eines großen Daimler Lkw-Werkes in der Türkei. Seit dem 1. Mai verantwortet sie als Vorständin den Bereich Personal und bringt dabei nicht nur fachliche Exzellenz, sondern auch eine klare Haltung zur Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie mit.

Ein zentrales Thema des Abends war die Frage, wie Deutschland und Europa im globalen Wettbewerb bestehen können. Seeger betonte die Notwendigkeit einer echten europäischen Industriepolitik. Angesichts des geplanten Verbrennerverbots ab 2035 warnte sie davor, bei Schlüsseltechnologien wie der Batteriezellproduktion vollständig von China abhängig zu werden. Während andere Länder gezielt Industriepolitik betreiben, sei Europa hier viel zu zögerlich.

Auch die zunehmende Regulierungsdichte in der EU kritisierte Seeger deutlich: Innovationen würden oft durch überbordende Bürokratie ausgebremst. Dabei brauche es gerade jetzt Mut zur Veränderung, um mit Märkten wie China Schritt zu halten, wo unter anderem durch geringere Regulierung, höhere Arbeitszeiten und beeindruckende Infrastrukturprojekte ein „China-Speed“ entstehe, der europäischen Unternehmen das Leben schwer mache.

Die Vorständin sprach offen über die damit verbundenen Herausforderungen: vom harten Preiskampf mit chinesischen Wettbewerbern bis hin zu kulturellen Unterschieden im Innovations- und Arbeitsverständnis. So beschrieb sie auch, wie ihre eigenen Kinder nach Jahren im Ausland Deutschland als träge und überreguliert empfinden – mit digitalen Rückständen, fehlenden Apps und einem Innovationsklima, das Leistung nicht ausreichend anerkenne.

Seeger rief dazu auf, den gesellschaftlichen Diskurs über Arbeit, Leistung und Verantwortung neu zu führen. Sie warnte vor einem sich verändernden Berufsethos, einer wachsenden Zahl an Fehltagen und einem Mindset, das zu sehr auf Absicherung statt auf Gestaltung ausgerichtet sei.

Gleichzeitig berichtete sie, wie Daimler selbst an seiner Resilienz arbeite – mit flexibler Produktion, lokaler Beschaffung und schlanken Strukturen. Investiert werde dabei nach wie vor überwiegend in Deutschland.

Besonders eindrücklich war ihre Schilderung der internationalen Unterschiede in Mobilitätsbedürfnissen, die die Anforderungen an die Produktentwicklung eines multinationalen Automobilherstellers wie Daimler sehr erhöhen: Während in Südkorea Platz für zwei Golfbags im Kofferraum entscheidend ist, zählen in Deutschland lange Autobahnfahrten mit Komfort – ganz im Gegensatz zu China, wo die Durchschnittsgeschwindigkeit im urbanen Verkehr bei lediglich etwa 23 km/h liegt.

Seegers eindrucksvoller Auftritt, geprägt von Expertise, Klartext und Leidenschaft, hinterließ bei den zahlreich erschienenen Unternehmerinnen nachhaltigen Eindruck. Der Abend bot nicht nur eine analytisch interessante Standortbestimmung der Branche, sondern auch einen klaren Appell an Politik und Gesellschaft, die Zukunft aktiv mitzugestalten. Ein großartiger Abend für den CeU!

Fotos: Ulrich Tröger

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