Ingo C. und Christiane Peters Hotel Vier Jahreszeiten, Kristina Tröger CeU-Präsidentin, Prof. Dr. Peter May Family Business

Auf Einladung von Kristina Tröger, Initiatorin und Präsidentin des Clubs europäischer Unternehmerinnen (CeU), kam der von einer großen deutschen Wirtschaftszeitung in einem Porträt als „Der Familienversteher“ bezeichnete Prof. Dr. Peter May, Honorarprofessor an der WHU und Experte für Familienunternehmen bei Nachfolge, Governance, Beirat und Vermögen, in das Hotel Vier Jahreszeiten, um über „Welt im Wandel: Strategien für Unternehmerinnen“ zu sprechen.

Peter May sagt von sich selbst: „Familienunternehmen sind meine Leidenschaft. Ich bin glücklich, dass ich diese Leidenschaft mit meiner Neigung zur Weitergabe von Wissen und Erfahrung verbinden und aus meiner Berufung einen Beruf machen konnte. Ich liebe meine Arbeit und alles, was damit verbunden ist.“ Das ist sein Leitmotiv und insofern hatte er viele spannende Einblicke und wertvolle Ratschläge für die versammelten über 100 Unternehmerinnen mitgebracht. Seit Vortrag schlug einen großen Bogen von einer Bestandsaufnahme der heutigen schwierigen Situation, in der sich Deutschland derzeit wirtschaftlich, gesellschaftlich und (welt)politisch befinde, bis hin zu Wegen aus der Krise. Überhaupt propagierte Prof. May eine sehr zupackende Denkweise, indem er als Aufgabe für Unternehmer auch folgendes verstand: „Wir werden dafür bezahlt, dass wir Krise als das erkennen, was sie auch ist, nämlich eine große Chance“, umso wichtiger seien Unternehmer, die mit ihrem unternehmerischen Hintergrund und Verständnis in die Politik gingen. Seine Meinung dazu ist eindeutig: „Die Tatsache, dass wir den Laien den wichtigsten Beruf überlassen, ist sträflich“, denn die Politik gestalte „die Rahmenbedingungen“. So habe Deutschland derzeit „keine Industriepolitik“, ganz im Gegensatz zu Ländern wie den USA und China, die vor allem Industriepolitik betrieben. Und die Folgen dessen sehe man in der derzeitigen Lage. Überhaupt habe mit den Merkeljahren eine Verschiebung der Mittel von einer „Investitionspolitik hin zu einer Sozialkonstruktion“ stattgefunden, dessen Folge sei, dass vieles von dem, worüber wir uns als Nation definierten, als früherer „Organisationsweltmeister“, nicht mehr zuträfe. „Wer in Köln Auto fährt, riskiert einen Achsenbruch“ und man „nutzt lieber in England den Zug als in Deutschland“. Ein wesentliches strukturelles Problem Deutschlands sei zudem, dass „der Wohlstand der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf technologischen Durchbrüchen vor über 100 Jahren basierte“, und „da wir die digitale Revolution komplett verschlafen haben, stehen wir vor dem Abstieg.“ Zudem stelle die Politik die falschen Weichen: „Wir sind Weltmeister im Vorschreiben, was die Bürger zu tun haben“, aber „wir sorgen nicht für Unternehmen, die diese neuen Technologien herstellen“, und „dem Wirtschaftsminister ist es egal, wo die Technologie herkommt“. Zudem hätten „viele Menschen seit Jahren das Gefühl, dass die Minderheiten bestimmen“, und wenn die Mehrheiten sich nicht mehr repräsentiert fühlten, käme es zu einer Polarisierung. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, sei es wichtig, die politische und gesellschaftliche Umwelt mit Engagement mitzugestalten, aber auch die Unternehmen neu zu gestalten. Frühere Lebenszyklen von Familienunternehmen seien die berühmten drei Generationen. In der heutigen Digitalzeit ginge der Trend angesichts der neuen Themen und erschwerten Rahmenbedingungen durch die Regulatorik und den Kampf um Kapital in Richtung serielles Unternehmertum, wo in der Familie Unternehmertum weitergegeben würde, aber nicht mehr Unternehmen. Unternehmer fordert er dazu auf, konkrete Probleme, vor denen die Welt stehe, zu lösen, deshalb war seine Botschaft an die vielen Unternehmerinnen: „Suchen Sie Probleme und bauen Sie darauf etwas auf“. Ein hochinteressanter Abend für den Club europäischer Unternehmerinnen, an dem noch bis in die Nacht hinein angeregt weiterdiskutiert wurde!

Seine „Vision 2040: Wo Deutschland und Europa stehen könnten, wenn wir alles richtig machen“ zu sprechen: Christoph Keese, Geschäftsführer der Axel Springer hy GmbH, leidenschaftlicher Innovator, mehrfacher Gründer und Business Angel, gefragter Vortragsredner und Autor von Bestsellern über Digitalisierung und Wirtschaftspolitik („Silicon Valley“, „Silicon Germany“, „Disrupt Yourself“ und „Life Changer“). Als Journalist und Chefredakteur hat er die Berliner Zeitung, Financial Times Deutschland und die WELT-Gruppe erfolgreich in die Digitalisierung geführt. Als Manager trug er maßgeblich zur digitalen Transformation der Axel Springer SE bei. Was geschieht im digitalen Wandel und wie können Firmen sich möglichst erfolgreich darauf einstellen? Diesen Fragen geht er gemeinsam mit seinem Team aus DigitalexpertInnen tagtäglich nach. Vor den geladenen Unternehmerinnen des CeU nahm er erst eine Positionsbestimmung der wirtschaftlichen Lage vor, in der sich Deutschland befindet: „Es gibt Schlechtreden nicht, es gibt nur Bestandsaufnahmen“, und diese fiel für Deutschland nicht positiv aus. Im Hinblick auf den Wohlstand pro Einwohner sei Deutschland im Vergleich zu Ländern wie den USA oder der Schweiz in den letzten Jahrzehnten deutlich ins Hintertreffen geraten. Diese Länder seien deutlich „erfolgreicher im Mehren von Wohlstand als wir“, und nicht nur das: Obwohl die Schweiz auf Basis wissenschaftlicher Meßmethoden eine etwa genauso gerechte Gesellschaft habe wie wir in Deutschland, seien die Einwohner im Durchschnitt doppelt so wohlhabend wie Deutsche. Ein für unsere Entwicklung besonders schädliches Muster zeige sich seit Jahrzehnten: So würden bahnbrechende innovative Entwicklungen – oft staatlich subventioniert – in Deutschland durchgeführt. Gleichzeitig würde die Politik aber die Produktion in Deutschland verbieten oder durch extrem hohe Auflagen so unattraktiv gestalten, dass die Unternehmen abwanderten und andere Länder die Früchte unserer Entdeckungen ernten würden. Da die Produkte aber sehr wertvoll seien, würde Deutschland sie dennoch nicht boykottieren, sondern importieren, und damit viel Geld für etwas ausgeben, was – ohne politische Verhinderungstaktik – genauso gut zur heimischen Wertschöpfung beitragen könnte. Keese führte dafür eine Reihe von Beispielen aus der Vergangenheit an, und nannte aktuelle Zukunftstechnologien, bei denen sich dieses Muster nicht wiederholen dürfe. Dazu zählte er die Aktivitäten im Bereich Weltraumtechnologie, wo Deutschland derzeit führende Start-ups im Bereich des Mikrolaunch von Raketen habe. Auch im Bereich Luftfahrt sei Deutschland dank seiner innovativen Start-ups in einer sehr hoffnungsvollen Situation. Weitere Technologien dieser Art seien bildgebende KI-Verfahren, Autopiloten im Bereich autonomes Fahren, Hyperloop-Technologie und Kernfusion. Im Anschluß an seinen spannenden Vortrag entwickelte sich eine intensive Diskussion mit den Unternehmerinnen, im Zuge dessen er alle zum „Aufschrei“ und Protest aufforderte, wenn wir sehen würden, dass wieder einmal politische Weichen so gestellt würden, dass Technologien und Unternehmen aus Deutschland abwanderten. Das große Dilemma sei, dass wir in Deutschland politisch keine Strategie hätten, wo Deutschland in 10 oder 15 Jahren stehen solle. „Die Chinesen haben eine Strategie für ihr Land“, und deshalb zum Beispiel in der Solarenergie mittlerweile einen Marktanteil von 90%. Was unsere Vorgehensweise belastet sei zudem, dass wir in Deutschland „einen naiven Freihandelsgedanken“ verfolgten, aber „andere sich nicht an das Spiel“ halten würden, sondern nicht vergessen würden, warum sie regieren würden, nämlich um die Interessen ihres Landes zu verfolgen, womit wir „immer der Verlierer“ seien würden. Und bzgl. unserer Zukunftschancen sei es sehr nachteilig, dass „wir in Deutschland keine einzige technische Ivy League Universität“ hätten. Daraufhin befragt, was ihn denn hoffen ließe, dass sich Deutschland das Ruder herumreißen könnte, meinte Keese: „Wir kommen immer zu spät, legen dann aber eine steile Kurve hin.“ Allerdings müsse jedem auch klar sein, wenn wir uns die Entwicklung ansehen, die andere Länder vollziehen, dann seien „die Opportunitätskosten, in Deutschland zu leben, riesig“. Deshalb ermögliche er seinen eigenen Kindern „eine möglichst internationale Ausbildung, um den Kindern nicht die Bürde aufzulasten für das Schlamassel, das wir hinterlassen haben.“ Denn: „Das wird lange dauern“, bis wir in Deutschland diesen Rückstand „aufgeholt haben“. Und zum Abschluss noch seine Meinung zur Besetzung politischer Ämter: „Es gibt ein paar Ämter, die gefahrnah sind, dafür sollten wir vielleicht Qualifikationen“ erwarten. Und: „Als Wirtschaftsminister muss man nicht Wirtschaft studiert haben, vielleicht sollte man das ändern.“ Das war ein wirklich erkenntnisreicher Abend für den Club europäischer Unternehmerinnen mit einem sehr versiert argumentierenden Redner, dem man anmerkte, dass er mit Leidenschaft für eine bessere Zukunft Deutschlands und die dafür nötigen Weichenstellungen wirbt! Bereits jetzt eines der Highlights im CeU-Jahr 2024, das unter dem Motto „Welt im Wandel“ steht.

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