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Traditionelles Sommeressen im schönen und neu renovierten Ristorante Portonovo an der Alster zum Thema: „LA EXTRAVAGANZA. Die Fashion Welt präsentiert so viel Mut, Humor und Flamboyanz wie lange nicht. Eine Einladung zu mehr Lebenslust und Widerständigkeit, die wir dringend annehmen sollten – nicht nur modisch“ mit MADAME & Monsieur Chefredakteuerin Petra Winter
13. Juli 2021 · 18:30 Uhr - 22:30 Uhr
LA EXTRAVAGANZA. Die Fashion Welt präsentiert so viel Mut, Humor und Flamboyanz wie lange nicht. Eine Einladung zu mehr Lebenslust und Widerständigkeit, die wir dringend annehmen sollten – nicht nur modisch.
„Let’s get loud!“. So viel Farbe, Opulenz und Mut waren lange nicht. Tom Ford zeigte während der letzten Fashion Shows Minikleider, „shortest of short“, in Eyecatcher-Violett. Valentino animierte zu gleißend-goldenen Plateau-Heels, die auf Trab bringen, sowie raumgreifenden Hoppla-jetzt-komm-ich-Röcken, genau wie Chanel. Und wer Schiaparellis amüsante Ohrringe und Taschen nicht als Intro nutzt, dem ist flirttechnisch nicht zu helfen. Der 24-jährige Charles de Vilmorin, neuer Fashion Director von Rochas, sagt: „Man braucht keinen besonderen Anlass, um etwas Besonderes zu tragen.“
Jetzt schlägt die Stunde der Extravaganz – und wenn die Mode das behauptet, sollte man zuhören. Denn Fashion ist ja nicht mehr nur Bestimmer von Trends, sondern Seismograf für Sehnsüchte, von denen man nichts ahnte oder die man erfolgreich verdrängt hat. Monatelang funktionierten wir tapfer in Video-Calls, unten praktische Loungewear, oben crispe, Frische heuchelnde Hemden, derweil die Stimmung in den Keller rutschte wie der Konsum: Das ifo Institut geht inzwischen von 750.000 existenzbedrohten Unternehmen in Deutschland aus. Und auch Depressionssymptome wie Antriebslosigkeit sollen sich hierzulande während der Pandemie verdreifacht haben.
Für Extravaganz blieb kein Raum. Dabei täte sie uns allen gut, als Nuance unseres Daseins zumindest, und nicht nur in der Mode. Extravaganz braucht Mut, aber sie stärkt ihn auch. Sie ist eine vitalisierende Lebenshaltung, sie appelliert an Humor und Trotz und macht Lust auf Optimismus. Sie drückt sich nicht nur aus in einer Garderobe, in der sich andere nicht mal auf eine Reise in die Tropen trauen. Sie manifestiert sich auch in einem originellen Blick aufs Leben, in hochfahrenden Träumen, ulkigen Hobbys, in kuriosen Umgangsformen, die gleichwohl strotzen vor Menschenliebe und Lebensfreude.
Wer extravagant ist, stellt seine Träume aus, das kann gefährlich sein. Extravaganzen, sagte Oliver Hassencamp, deutscher Kabarettist und Gründungsmitglied der Münchener Lach- und Schießgesellschaft, seien „gewendete Minderwertigkeitskomplexe“. Vermeintliche Schwächen, mit denen man der Welt mutig entgegentritt. Die Modelegende Diana Vreeland strebte auch deshalb ins Licht der Fashion-Welt, weil sie sich von Kind an als hässliches Entlein begriff, hager, langnasig und frech, wie sie war. Ihre vermeintlichen Makel definierte sie einfach in Delikatessen um. „Eleganz ist angeboren“, schrieb sie. Wenn du eine zu lange Nase hast, reck sie in die Höhe und mach sie zu deinem Markenzeichen. Eleganz ist auch Verweigerung.“ Wahre Extravaganz impliziert also immer auch eine elegante Haltung, die den Härten des Lebens ins Gesicht lacht.
Stolz, Lebensfreude, Unbeugsamkeit. All das kann extravagante Mode symbolisieren, und dann ist sie kein Ausdruck von Protz, sondern von Freiheit – mit etwas Demut sogar auf unseren Wohlstands-Boulevards. Die Botschaft der Modedesigner*innen für die allernächste Zukunft, strahlendes Pink und güldene Stiefel, wären dann Symbol für eine freundliche Anarchie wider Pessimismus, Missmut und Ängste, die niemandem wehtut. Keine Provokation, sondern ein Aufruf, dem Leben eine Schleife umzubinden – und zwar ab sofort.