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CeU After Work zum Thema „Mein Abschied von Deutschland – Wovon ich rede, wenn ich von Freiheit rede…. und was Unternehmerinnen dazu beitragen können“ mit dem Schriftsteller Matthias Politycki
15. Februar 2023 · 18:00 Uhr - 20:00 Uhr
CeU Lunch Talk zum Thema „Mein Abschied von Deutschland. Wovon ich rede, wenn ich von Freiheit rede…. und was Unternehmerinnen dazu beitragen können“ mit dem Schriftsteller Matthias Politycki.
Matthias Politycki ist einer der vielseitigsten Schriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur. Sein Werk besteht aus über 30 Büchern, darunter Romane, Erzähl- und Gedichtbände sowie vielbeachtete Sachbücher und Reisereportagen. Zuletzt erschien von ihm der Roman Das kann uns keiner nehmen, als »Deutschland-Roman vor afrikanischer Kulisse« (Der Spiegel) gerühmt, und, gemeinsam mit dem Schweizer Philosophen Andreas Urs Sommer, das Sachbuch Haltung finden. Weshalb wir sie brauchen und trotzdem nie haben werden (J. B. Metzler Verlag). Eines seiner letzten Werke ist das Buch „Mein Abschied von Deutschland. Wovon ich rede, wenn ich von Freiheit rede…“
Über den Autor:
Im Frühjahr 2021 hatte Matthias Politycki genug vom deutschen Debattensumpf und zog nach Wien. In »Mein Abschied von Deutschland. Wovon ich rede, wenn ich von Freiheit rede« begründet er seine Entscheidung und verteidigt eine über Jahrhunderte gewachsene Sprache gegenüber all jenen, die sie für ideologische Zwecke zu instrumentalisieren suchen.
Bis zur Verhängung des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 war Matthias Politycki einen Großteil des Jahres unterwegs, auch um immer wieder Abstand zu den deutschen Befindlichkeiten zu gewinnen. Ein Jahr später, im Frühjahr 2021, war es mit Reisen allein nicht mehr getan.
Der Essay, in dem er seinen Umzug begründete – veröffentlicht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung –, zog ein überwältigendes Echo nach sich, so dass er sich herausgefordert fühlte, die Umstände seines Weggangs noch einmal neu zu reflektieren: Als klassischer Linker steht Politycki für eine (fast) unbegrenzte Freiheit der Meinung, der Phantasie und der Literatur, die er in Deutschland zunehmend eingeschränkt sieht. In seinem Buch untersucht er die Auswirkungen aktueller Geschlechter- und Identitätspolitik; er zeigt, wie die Sprache Gefahr läuft, ihre Vielfalt und Unschuld zu verlieren, und wie eine grassierende Gegenaufklärung das Ende unserer Debattenkultur herbeiführt und uns zu entmündigen droht.
Mein Abschied von Deutschland ist das Bekenntnis eines überzeugten Demokraten und Stilisten zugleich und ein leidenschaftliches Plädoyer für wildes Denken über weltan- schauliche Gräben hinweg.
Drei Fragen an Matthias Politycki:
Sie sagen, dass Sie in Wien Ihre Lust am Schreiben wiedergefunden haben. Was bedeutet Sprache für Sie?
Für mich ist sie nichts Geringeres als das Weltkulturerbe schlechthin. Als Schriftsteller arbeite ich auf meine Weise daran mit, daß sie durch beständigen Wandel lebendig bleibt. In ihren besten Momenten wird sie mir zur Musik; damit sie das kann, muß sie allerdings auch schon im Alltag schlank und schnell gehalten werden.
Mit Ihrem Buch möchten Sie zu einem »wilden Denken« aufrufen. Was genau meinen Sie damit?
Das wilde Denken findet zwischen allen vorgegebenen Haltungen und Ideologien statt. Dort, wo sich die äußeren Radien weltanschaulicher Positionen kreuzen, hat man einen maximalen Abstand zum Pathos und damit auch erst die Freiheit, zu einer eigenständigen Haltung zu finden, immer wieder aufs neue.
Noch nie waren die Menschen so frei und selbstbestimmt wie heute, gleichzeitig scheint unsere Gesellschaft zunehmend ihre Vision von sich selbst zu verlieren. Aber sind die Aussichten wirklich so düster?
Das sind sie. Immer weitere Teile der Gesellschaft nützen die Freiheit, die ihnen westliche Kulturen bieten, lediglich dazu, eigene Interessen »sichtbar« zu machen und Identitätspolitik, gleich welcher Art, zu betreiben. Daran muß eine Gemeinschaft auf Dauer zerbrechen.
Vita
1955
geboren am 20.5. in Karlsruhe
1975-87
Studium der Neueren Deutschen Literatur (Nebenfächer: Philosophie, Theater- und Kommunikationswissenschaft) in Wien
1987
Promotion bei Prof. Walter Müller-Seidel (München)
1988-90
Akademischer Rat a.Z. am Institut für Deutsche Philologie bei Prof. Wolfgang Frühwald, München
seit 1990
freier Schriftsteller; Mitglied des P.E.N. und der Freien Akademie der Künste in Hamburg,
lebt in Hamburg und München
2000-2005
Ausrichtung des jährlichen „Ohne Titel“-Treffens für Schriftsteller, Lektoren und Kritiker auf Schloß Elmau
2011
Kurator beim Literaturfest München 2011